Kaum eine andere Kirche, als die Riegersburger, kann im Sinne Jesu buchstäblich als „Haus auf dem Felsen“ bezeichnet werden, wurde sie doch auf und aus dem vor Ort gebrochenen Basalt gebaut. Gleich der Arche Noah ruht das Kirchenschiff auf Felsengrund. Acht Personen entstiegen der Arche nach der Flut (Gen 7,13). Deshalb begegnet man in Kirchen häufig der symbolischen Zahl 8 als Zahl des Lebens und der Vollkommenheit. In Riegersburg weist uns der aus 5 Teilen des Acht-ecks bestehende Chor mit dem Altarraum, das acht-eckige Taufbecken sowie die achteckige Turmzwie-bel auf die Kirche als Gemeinschaft der Getauften hin.
Der Innenraum der Kirche ist zwar nicht spektakulär, aber die schlichte Architektur und die besonders ge-schmackvolle Gestaltung geben ein harmonisches Gesamtbild. Besonders stimmungsvoll, ja geradezu magisch, gibt sich der Kirchenraum wenn Sonnen-licht durch die buntfarbigen Glasfenster (Adolf und Heide Osterider, 1979) flutet.
Riegersburg wurde als eine der ältesten Pfarren der Oststeiermark zusammen mit den Pfarren Waltersdorf, Pöllau und Hartberg um das Jahr 1140 geschaffen. Zur damaligen Zeit war der Landesfürst Patron der Mutterpfarre Riegersburg, der die elf Pfarren Ilz, Feistritz, Altenmarkt b. Fürstenfeld, Fürstenfeld, Söchau, Hatzendorf, Fehring, Feldbach, Paldau, Edelsbach und Hartmannsdorf unterstanden. Die Pfarre war eine der reichsten in der Steiermark und ihre Priester zählten zu den angesehensten im Land, besonders als nach dem Jahr 1211 die Haupt-pfarrer von Riegersburg das Patronatsrecht über die elf Vikariate der Pfarre erhielten und daher auch die Einkünfte, die aus den Filialkirchen zuflossen. Die Abhängigkeit der Vikariate zur Hauptpfarre drückte sich darin aus, dass die Vikare zweimal im Jahr an der Spitze einer Pfarrprozession in der Hauptpfarre zu erscheinen hatten, ihren Lehens-herrn anerkennen und ihm bei dieser Gelegenheit die Kirchenzehente und den Kirchenzins überbringen mussten. Im Jahr 1514 stiftete der Besitzer der Riegersburg Hans von Reichenburg der Pfarrkirche fünf Kapläne, zwei Gesellpriester und einen Schulmeister und be-kam dafür das Recht zugesprochen, dass er und sei-ne Nachfolger in Zukunft abwechselnd mit dem Lan-desfürsten einen Priester für die Neubesetzung der Pfarre vorschlagen können. Dass die Ideen Luthers auch in Riegersburg auf fruchtbaren Boden fielen, kann man daran erken-nen, dass innerhalb von zwölf Jahren (1514 bis 1526) die Zahl der in der Pfarrkirche tätigen Priester von acht auf vier gesunken war. Die neue Lehre wurde zum Teil sogar von den "armen" Gesellpriestern auf-gegriffen, weil sich diese von der Lehre des Reformators eine Besserung ihrer wirtschaftlichen und sozialen Situation erwarteten. Es waren vor allem der Adel und seine Anhänger der lutherischen Lehre zugeneigt, Bürger und Bauern verblieben weiterhin beim katholischen Glauben.
Nach Jahren mit wechselnden lutherisch bzw. katho-lisch gesinnten Pfarrern kam erst mit Einsetzen der katholischen Gegenreformation (ab 1598) wieder eine einheitliche Lehre in die Pfarrkirche bzw. in die Filialkirchen.
Kaiser Ferdinand III. stellte alle Bürger und Bauern vor die Wahl wieder katholisch zu werden oder aus-zuwandern. Die evangelische Religionsausübung wurde verboten und die evangelischen Prädikanten wurden aus dem Land gewiesen.
Seit Menschengedenken werden auch in der, zur Pfarre Riegersburg gehörenden, Lödersdorfer Kirche Gottesdienste gefeiert.
Es gibt noch ein reichhaltiges Pfarrleben. Zahlreiche Initiativen, freiwillige Hände und ehrenamtliche Mitarbeiter begleiten uns durchs Kirchenjahr. Die Hochfeste werden würdig gefeiert, der allgemeine Sonntag im Jahreskreis fühlt sich hingegen von Jahr zu Jahr beschaulicher an. Fast hätte man den Eindruck, es seien nur mehr die „großen“ Ereignisse die zählen. Sollten wirklich nur mehr Taufen, Hochzeiten und Begräbnisse, also unsere persönlichen, familiären Hochfeste übrig bleiben?
Alle unsere Kirchen und Kapellen sind mustergültig renoviert, überragen unsere Orte und sind ein sicht-bares Glaubenszeichen in unserem Land. Die Got-teshäuser sind nicht mehr so belebt wie früher. Leerstand macht sich breit. Der Kirchengemeinde als lebende Glaubensgemeinschaft könnten wir ruhig wieder mal eine umfassende Sanierung zukommen lassen.
Diese Situation werden wir hier und heute nicht lö-sen. So beschränkten wir auf einen ganz besonderen Umstand in der Geschichte der oststeirischen Kirche, nämlich auf Riegersburg als eine der ältesten Pfarren des Landes.